• Rolf Schmid «Echt jetzt?»
    DIES UND DAS VON HIER UND ANDERSWO

    TEXTE & NOTIZEN

  • Rolf Schmid «Echt jetzt?»
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Category: Portrait

Ein hoffnungsloser Fall
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Die Bar ist voll und es ist laut. Sie stolpern zur Tür rein und sind zu fünft. Alle erstaunlich gut gelaunt und auffallend schlecht gekleidet. Davon nimmt aber niemand Notiz. Es ist kurz nach Mitternacht und der Dresscode scheint sich gerade irgendwo zwischen zwanglos und stillos eingependelt zu haben. Die Mädchen und ihre Männer machen also keine Ausnahme. Sehen alle aus, wie wenn sie bei einem Wanderzirkus arbeiten würden. Die Vorstellung ist aus, die Manege leer, jetzt haben sie noch ein bisschen ...

Das Lachen der anderen
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Es ist noch früh am Morgen. Die beiden Frauen sitzen im Zug und reden. Sorgfältig, langsam und leise. Die Worte sind gewählt, die Stimmen gedämpft, die Gedanken scheinen schön und wichtig. Mit anderen Worten, es tönt so aufgesetzt empfindsam wie eine Moderation auf DRS 2. Dann schaut die eine der beiden unvermittelt auf ihr Smartphone und lächelt still in sich hinein: ihr Partner wünscht ihr einen schönen Tag. Ist das nicht schampar schön?

»Es sind doch immer wieder die kleinen Dinge des ...

Die Membrane
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Sehnst du dich nicht nach einem Hauch von Leben,
Nach einem heissen Arm, dich fortzutragen
Aus diesem Sumpf von öden, leeren Tagen,
Um den die bleichen, irren Lichter weben?
Hugo von Hofmannsthal

Drei Tage im Glück. Am letzten Tag hält es die Seidenbluse nicht mehr aus. Am Frühstückstisch muss und bricht es aus ihr heraus, unvermittelt und ungefragt. Ihr finales Fazit, ihre zusammengereimte Zusammenfassung, damit auch die weniger Feinsinnigen und Schöngeistigen ...



Frauengeschichten
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Stark und tapfer lebt sie in den Ruinen ihrer unerfüllten Wünsche, zwischen den Trümmern ihrer geplatzten Träume.

Da ist sie wieder. Steht da und fällt auf. Schlank und schön. Und totzdem, Glücklichsein, sieht anders aus. Aber was soll’s und wer ist das schon, der kurz nach Mitternacht mit einem leer getrunkenen Glas voller Eiswürfel an einer Bar lehnt. Leicht betrunken und etwas enttäuscht. Wieder einmal. Auch sie hat sich alles ganz anders vorgestellt. Früher. Aber dorthin ...

Hunger im Hangar
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Das Lokal ist bieder. Die Portionen sind gross. Beängstigend schon fast. Spaghetti della casa. Er hat seinen Berg in fünf Minuten weggeschaufelt, die ganze Ladung in sich hineingefressen und den Teller mit Brot leergefegt. Und während er die letzten Saucenreste zusammenwischt, sagt er, das sei ja noch gar nichts, drei solcher Portionen wären ihm also schon recht. Er habe immer noch Hunger. Er habe sowieso immer Hunger. Immer, immer, immer. – Was für ein dummer Langweiler!

Auf die Idee einfach ...

©2024 Hardy Hemmi | mail@hardyhemmi.ch